1) Wie viele Sprachen sprichst du?
2) Lohnt sich das überhaupt, Übersetzerin zu werden? Hast du genug zu
tun?
3) Übersetzt du manchmal auch Romane?
4) Wozu kaufst du teure Wörterbücher? Findet man das heutzutage nicht
alles irgendwo im Internet?
5) Wenn du Übersetzerin für Englisch bist, übersetzt du sicher oft auch
ins Englische?
6) Hast du denn keine Angst davor, dass Computer menschliche Übersetzer
eines Tages ersetzen werden?
7) Benutzt du selbst auch manchmal Übersetzungstechnik oder Google
Translate?
8) Wahrscheinlich übersetzt du nebenher, während du dich aber
hauptsächlich um deine kleinen Kinder kümmerst?
9) Wenn du Verträge übersetzt, hast du Jura studiert?
10) Das wäre nichts für mich. Wie hältst du das nur aus, den ganzen Tag
allein vor dem Computer zu sitzen?
Hier meine Antworten:
1) Wie viele Sprachen sprichst du?
Antwort: Viele Übersetzer arbeiten mit nur einer Fremdsprache und ihrer
Muttersprache. Übersetzer sprechen übrigens nicht bei der Arbeit, sondern sie
schreiben. Aus genau diesem Grund müssen Übersetzer auch nicht zwangsläufig die
Fähigkeit haben, fremdsprachliche Konversation zu treiben. (Dolmetscher
hingegen müssen fremdsprachliche Konversation selbstverständlich beherrschen!)
2) Lohnt sich das überhaupt, Übersetzerin zu werden? Hast du genug zu
tun?
Antwort:
Ja, der Bedarf an Übersetzungen ist immens. Am Anfang sollten
Übersetzer viel Zeit und Mühe in das Marketing für ihr Geschäft
investieren, und in dieser Zeit werden wichtige Weichen gestellt. Sobald
diese Anlaufphase vorbei ist, gibt es in diesem Beruf sogar
außerordentlich viel zu tun.
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3) Übersetzt du manchmal auch Romane?
Antwort: Nein. Übersetzer übersetzen Zeugnisse, Bedienungsanleitungen,
Werbematerialien, Verträge, Patentschriften, Websites, Unternehmensprofile und
vieles andere mehr. Romane übersetzen hingegen die wenigsten Übersetzer (zumindest
nicht diejenigen, die ich kenne).
4) Wozu kaufst du teure Wörterbücher? Findet man das heutzutage nicht
alles irgendwo im Internet?
Antwort: Man findet in der Tat viel im Internet. Am Kauf guter
Fachwörterbücher führt jedoch kein Weg vorbei.
5) Wenn du Übersetzerin für Englisch bist, übersetzt du sicher oft auch
ins Englische?
Antwort: Nein, denn Übersetzer übersetzen prinzipiell in ihre Muttersprache. Wer sich schon mal
an der Übersetzung eines Textes aus
der Muttersprache versucht hat, kann sich vorstellen, wie eigentümlich,
unbeholfen
oder gar falsch diese sich für einen Muttersprachler anhören muss.
(Mitunter kommt auch vor, dass Menschen mit mehreren Muttersprachen
aufwachsen oder ihre Muttersprache im Lauf des Lebens wechseln.)
6) Hast du denn keine Angst davor, dass Computer menschliche Übersetzer
eines Tages ersetzen werden?
Antwort: Nein. Vor Google Translate und Co. hat kein Übersetzer wirklich
Angst. Die Erfahrungen im Übersetzeralltag zeigen ganz klar: Je mehr „künstliche“
Übersetzer vermeintlich zu leisten imstande sind, desto mehr haben „echte“
Übersetzer zu tun.
7) Benutzt du selbst auch manchmal Übersetzungstechnik oder Google
Translate?
Antwort: Ja. Übersetzungssoftware ist schon seit langem ein fester
Bestandteil der Arbeitsausrüstung von Übersetzern. Um Google Translate machen wir
jedoch bevorzugt einen weiten Bogen. Beliebt sind hingegen jegliche Programme
der computergestützten Übersetzung, sog. CAT-Tools, z. B. MemoQ, Trados,
Déjà Vu, XTM usw.
Übersetzungssoftware MemoQ |
8) Wahrscheinlich übersetzt du nebenher, während du dich aber hauptsächlich um deine kleinen Kinder kümmerst?
Antwort: Nein. Übersetzen als Beruf wird oft
unterschätzt oder nicht ernst genommen. Tatsache ist aber, dass viele
Übersetzer sogar Familienernährer sind. Und natürlich ist auch eine
Berufsbetätigung wie Übersetzen nur dann möglich, wenn man ungestört arbeiten
kann. (Übersetzer sind übrigens nicht ausschließlich weiblich!)
9) Wenn du Verträge übersetzt, hast du Jura studiert?
Antwort: Nein. Übersetzer sind zwar auf ganz speziellen Fachgebieten
gut beschlagen, sind jedoch weitgehend Semispezialisten. Dies reicht
grundsätzlich aus, um professionell zu übersetzen. Übersetzer haben jedoch ein
Gespür dafür, für welche Textpassagen ihre Semispezialisierung nicht ausreicht,
und wenden sich in solchen Fällen an Fachleute auf dem jeweiligen Gebiet.
10) Das wäre nichts für mich. Wie hältst du das nur aus, den ganzen Tag
allein vor dem Computer zu sitzen?
Antwort: Viele Übersetzer entscheiden sich für die Ausübung des
Übersetzerberufs daheim gerade deshalb, weil sie wissen, dass sie am
produktivsten arbeiten, wenn sie allein sind. Gute Übersetzer verbringen zudem
nicht den ganzen Tag vor dem Computer, sondern drucken ihre Texte auch aus, um sie
auf Papier genau zu prüfen! Und völlig allein sind selbst Übersetzer nie: Die
vielfältigen Kommunikationskanäle der heutigen Zeit ermöglichen – immer wenn
nötig – den Austausch mit Kollegen, Kunden und Gleichgesinnten.